Neues Netzwerk verbessert Lebensqualität von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen

Studien gehen davon aus, dass es im Jahr 2030 in Österreich 74.600 Personen mit demenziellen Beeinträchtigungen gibt. Für die Steiermark geht man von 24.000 Personen im Jahr 2030 und 35.200 Personen im Jahr 2050 aus. Nicht nur die Erkrankten selbst, auch auf das ganze Umfeld hat die Erkrankung großen Einfluss und die Zahl der Betroffenen ist dadurch deutlich höher.

Michael Koren, Landesrätin Juliane Bogner-Strauß, Claudia Knopper und Peter Rosegger (v.l.). © Land Steiermark/Robert Binder

„Demenz betrifft immer mehr Menschen und ihr Umfeld. Wir haben daher das Netzwerk Demenz Steiermark gegründet, um die Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen zu verbessern. Dabei geht es sowohl um spezielle Versorgungsangebote, als auch um eine demenzgerechte Weiterentwicklung vorhandener Strukturen. Auch die Sensibilisierung in der breiten Öffentlichkeit ist eine wichtige Aufgabe“, betont unsere Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß.

„Um die Angebote der Demenzversorgung besser zu vernetzen und bedarfsgerecht auszubauen, wurde im Herbst 2022 die Demenzkoordinationsstelle bei uns im Gesundheitsfonds Steiermark eingerichtet. Diese legt, auf Basis der österreichischen Demenzstrategie, die Strategie für die Steiermark fest. Die operative Umsetzung erfolgt über den neu gegründeten Verein Netzwerk Demenz Steiermark“, erläutert Michael Koren, Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark.

Familiäre, mobile und stationäre Perspektive

„Eine Besonderheit des Netzwerks ist der multiprofessionelle Fachbeirats, der sich am 30. März 2023 erstmals zur konstituierenden Sitzung getroffen hat. Der Fachbeirat setzt sich aus rund 20 Personen aus den Bereichen Anbieter, Familie, Lehre/Wissenschaft, Medizin, Recht und Verwaltung zusammen. Dadurch können familiäre, mobile und stationäre Bedürfnisse und Perspektiven gebündelt werden“, verweist der Geschäftsführer des Netzwerks Demenz Steiermark, Peter Rosegger, auf die Trias zwischen stationärer und ambulanter Versorgung sowie der Selbsthilfe in der Familie. Diese ist österreichweit einzigartig und wird durch das Dreieck im Logo des Vereins symbolisiert.

Gemeinnütziger Verein

Gegründet wurde das Netzwerk Demenz Steiermark als gemeinnütziger Verein von SALZ Steirische Alzheimerhilfe, Psychosoziale Dienste (PSD) Steiermark – Dachverband der sozialpsychiatrischen Vereine und Gesellschaften Steiermarks sowie dem Grazer Krankenhaus der Elisabethinen, die auch im Verein mitarbeiten. Finanziert wird das Netzwerk vom Gesundheitsfonds Steiermark mit 2,5 Vollzeitäquivalenten. Das Förderungsvolumen für das Jahr 2023 beträgt 250.000 Euro. Der Vereinsvorstand ist ehrenamtlich tätig.

Bedürfnisorientierter Zugang

Obfrau des Vereins ist Claudia Knopper, die bereits seit 2013 mit SALZ Steierische Alzheimerhilfe in der Angehörigenarbeit tätig ist. „Wir wollen im Netzwerk Demenz Steiermark Informationen und bestehende Angebote so darstellen, dass Betroffene und Angehörige so schnell wie möglich zu den Angeboten kommen, die sie gerade benötigen. Dies einerseits biographieorientiert und andererseits regionsspezifisch entsprechend des Gedankens: Wann brauche ich welche Unterstützung und wo bekomme ich sie?“, erläutert Knopper. Dieser Fokus soll durch das Wort „needs“ (Bedürfnisse) im Logo des Vereines zum Ausdruck kommen.

Zielgruppengerechte „Angebotslandkarte“

Auch mit der „Angebotslandkarte“, die das Netzwerk derzeit erarbeitet, wird auf die Bedürfnisse der Angehörigen eingegangen. „Wir werden dabei aber nicht einfach ‚Gelbe Seiten ins Netz stellen‘, sondern uns die Aufbereitung genau überlegen. Als Angehöriger kann man sich unter Begriffen wie Sozialpsychiatrie und Neurologie oft wenig vorstellen und weiß nicht, welches Angebot man benötigt. Daher ist unser Ansatz, anhand von Fragen zu ihren momentanen Herausforderungen durch das System zu führen“, erläutert Knopper den zielgruppenorientierten Ansatz. Umgesetzt werden soll die „Angebotslandkare“ bis Ende des Jahres.

Sensibilisierung des Umfelds

Das Netzwerk setzt sich dafür ein, Selbstbestimmung und Gesundheitskompetenz der Betroffenen zu fördern. Demenz soll in der Gesellschaft enttabuisiert werden. „Sehr wichtig ist die Anfangsphase der Erkrankung, in der Demenz oft noch gar nicht diagnostiziert ist. Der Betroffene vergisst aber beispielsweise, dass er in der Straßenbahn ein Ticket benötigt oder hat Schwierigkeiten, mit seinen Finanzen umzugehen. Oder er kann seine Sozialversicherungsnummer bei seiner Hausärztin nicht nennen. Es braucht hier noch sehr viel Sensibilisierung, dass das Umfeld – in dem Fall die Ticket-Kontrolleurin in der Straßenbahn, der Bankangestellte oder die Ordinationsassistentin bei der Hausärztin richtig reagieren“, so Rosegger.

Veranstaltungen und Sprechstunden

Weitere Maßnahmen sind ein Demenzforum für Professionistinnen und Professionisten und Verantwortliche im Handlungsfeld sowie der „Lange Tag der Demenz“ für die breite Öffentlichkeit am 21. September (Weltalzheimertag). Auch das Service der Angehörigen- und Betroffenenarbeit im stationären Aufenthalt am Standort der Elisabethinen II in Graz-Eggenberg (Vorträge und Sprechstunden für Angehörige) ist ein Schwerpunkt für die kommenden Monate.

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